heute-show in Sommerpause: ZDF setzt auf neue Spin-offs und Investigativ-Einsätze

  • 6.09.2025
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Sommerpause ohne Leerlauf: Was ZDF plant

Wer freitagabends auf bissige Politsatire gesetzt hat, muss trotz Pause nicht umschalten: Seit dem 6. Juni 2025 ist Moderator Oliver Welke mit der heute-show in der Sommerpause, doch ZDF füllt den gewohnten Slot um 22:30 Uhr mit Spin-offs. Das Ziel ist klar: die "Oliver-Welke-freie Zeit" mit inhaltlich starken Ersatzformaten zu überbrücken – ohne auf den typischen Ton der Sendung zu verzichten.

Den Anfang macht die Reportagereihe "heute-show spezial". Die bekannten Außenreporter Lutz van der Horst und Fabian Köster gehen dabei dorthin, wo politische Debatten konkret werden: an Brücken, in Kommunen, in Behörden, zu Lobbytreffen. Die beiden setzen auf Recherche, Straßenumfragen und humorvolle Zuspitzung – mit dem Anspruch, komplizierte Themen in 30 Minuten verständlich zu machen.

Der Sommerfahrplan steht in groben Zügen fest:

  • 13. Juni: Deutschlands Infrastruktur im Stresstest – unter dem Motto „Deutschland hat richtig miese Brücken“.
  • 20. Juni: „Der Koalitionsvertrag auf dem Prüfstand“ – Versprechen, Fortschritte, Baustellen.
  • August: Zwei weitere Spezial-Ausgaben, darunter eine Folge zur Tabakindustrie.

Worum geht’s konkret? Beim Brücken-Schwerpunkt dreht sich alles um Dauerbaustellen, Sanierungsstau und Sicherheitsauflagen. Deutschland ringt seit Jahren mit überalterten Trassen, Engpässen im Güterverkehr und Kostenexplosionen bei Sanierungen. Der satirische Zugriff soll zeigen, wo es klemmt – und wer blockiert, ob bei Planung, Genehmigung oder Baukapazitäten.

Eine Woche später steht Politik-Controlling auf dem Plan: Was wurde aus den großen Zusagen der Berliner Koalition? Ob Bürokratieabbau, Klimaschutz, Entlastungen oder Digitalisierung – das Team will überprüfen, wo es nur schöne PDFs gab und wo tatsächlich Gesetze, Budgets und Wirkung stehen. In einem Wahljahr wächst das Interesse daran, ob die Ampel ihren eigenen Anspruch einlöst. Genau hier setzt das Format an.

Im August rückt die Tabakindustrie ins Licht. Ein heikles Thema, weil es um Werbung, Jugendschutz, E-Zigaretten und Lobbyeinfluss geht. Wie streng sind Kontrollen wirklich? Welche Schlupflöcher gibt es bei Plakatwerbung, Social Media oder Events? Und wer bremst strengere Regeln? Das Spezial verspricht, mit Fakten und satirischer Schärfe zu zeigen, wie Regulierung und Realität auseinanderdriften.

Neues Format: "heute-show extra" und vertraute Gesichter

Parallel kündigt ZDF ein weiteres Spin-off an: "heute-show extra". Details hält der Sender knapp, klar ist aber: Es tauchen vertraute Gesichter aus dem Stammteam auf, die den Wochenlauf der Politik anders angehen als im Studio. Denkbar sind monothematische Ausgaben, Hintergrundstücke mit mehr Tiefe oder eine Verdichtung der Woche jenseits des üblichen Nachrichtenbeats – alles mit dem vertrauten Mix aus Recherche, Pointen und zugespitzten O-Tönen.

Warum dieser Mix? Sommerpausen sind im deutschen Fernsehen Standard, aber reine Wiederholungen schrecken ein Stammpublikum ab. Mit Spin-offs kann ZDF den Slot inhaltlich frisch halten, neue Erzählformen testen und zugleich die Marke stärken. Für die Redaktion ist es eine Chance, Themen zu wählen, die in der regulären Sendung wegen Zeitdrucks oft zu kurz kommen: Infrastruktur, Lobbyismus, Gesetzesfolgen – also Stoff, bei dem man raus muss aus der Studiowelt.

Für die Zuschauer ist entscheidend: Der gewohnte Termin am Freitag bleibt stehen, die Tonlage bleibt satirisch, und die Gesichter kennt man. Van der Horst und Köster sind seit Jahren feste Anker, weil sie auf der Straße pointiert reagieren und im Gespräch mit Bürgerinnen, Lokalpolitikern oder Verbandsvertretern schnell zum Kern kommen. Genau diese Mischung aus Nähe und Biss trägt die Spezial-Reihe.

Inhaltlich passt der Sommerplan in die politische Großwetterlage 2025. Die Infrastruktur-Debatte ist kein Randthema, sie entscheidet darüber, ob Lieferketten funktionieren, Pendler ankommen und Klimaziele realistisch bleiben. Der Koalitionscheck wiederum nimmt die Regierung beim Wort – ein natürlicher Prüfpunkt, wenn Wahlkampf anklopft und Bilanzfragen lauter werden. Und die Tabakfolge greift eine Regulierungsdebatte auf, die alle paar Jahre wieder hochkocht, weil Markt und Gesetz fortlaufend auseinanderlaufen.

Ausstrahlung ist am Freitagabend, wie gehabt um 22:30 Uhr. Wer die Sendung verpasst, kann in der Regel zeitnah Wiederholungen oder Abrufangebote nutzen – die Redaktion produziert die Formate so, dass sie auch zeitversetzt funktionieren. Spätestens mit dem Ende der Sommerpause kehrt dann Oliver Welke mit der Hauptsendung zurück. Bis dahin gilt: Satire gibt es weiter, nur eben in anderer Verpackung – mit Platz für mehr Recherche, mehr Außeneinsätze und mehr Tiefgang pro Thema.

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