Xiaomi plant EU-Start für Elektroautos bis 2027 – Riesiger Aufschwung in China

  • 27.09.2025
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Riesige Wachstumszahlen in China legen Grundstein für den EU‑Eintritt

Der chinesische Technologiekonzern Xiaomi hat in seiner Q2‑2025‑Ergebnispräsentation einen Boom angekündigt, der das Unternehmen zum nächsten großen Player im globalen EV‑Markt machen könnte. Im zweiten Quartal wurden Xiaomi Elektroauto‑Lieferungen auf 81.302 Fahrzeuge hochgeschraubt, was einem Jahreswachstum von 232 % entspricht. Der Umsatz der automobilen Sparte sprengte die 20,6 Milliarden Yuan‑Marke und trug entscheidend zum Gesamtumsatz von 116 Milliarden Yuan bei.

Im Mittelpunkt dieses Erfolgs stand das 2025 eingeführte SUV YU7, das dank günstiger Preisstruktur und umfangreichem Ökosystem sofort ausverkauft war. Die hohe Akzeptanz hat das Unternehmen ermutigt, die Expansion über die heimische Grenze hinaus zu planen. Auf der nächsten Etappe fokussiert Xiaomi nun den europäischen Markt – ein Schritt, den Präsident Lu Weibing während der Telefonkonferenz klar artikulierte.

Strategische Vorbereitung: München als Entwicklungsdrehscheibe

Strategische Vorbereitung: München als Entwicklungsdrehscheibe

Um den Sprung nach Europa zu schaffen, hat Xiaomi bereits ein Forschungs‑ und Entwicklungszentrum in München eröffnet. Der neue Standort wird von Rudolf Dittrich geleitet, einem ehemaligen BMW‑Manager, der tief in die europäischen Fahrzeugstandards eingeweiht ist. Zusätzlich wurden fünf leitende BMW‑Mitarbeiter eingestellt, um das Fahrzeugdesign und die Produktionsprozesse an lokale Anforderungen anzupassen.

Ein erstes Testfahrzeug, das SU7 Ultra, hat die bayerischen Teststrecken bereits absolviert. Dabei zeigte sich, dass die aktuelle Fertigungskapazität noch zu Engpässen führt – die Lieferzeiten liegen momentan bei über 52 Wochen. Xiaomi‑CEO Lei Jun hat deshalb vorgeschlagen, dass potentielle Kunden auch Alternativen wie das Tesla Model Y in Betracht ziehen könnten, bis die Produktionslinien hochgefahren sind.

Vice President Xu Fei betont in einem CNBC‑Interview, dass europäische Verbraucher andere Erwartungen haben. Deutsche Fahrer etwa fahren häufig mit höheren Geschwindigkeiten, verlangen strengere Sicherheitsstandards und legen mehr Wert auf Komfort. Deshalb sollen Lenkräder, Sitze und die gesamte Innenraumgestaltung neu abgestimmt werden – es soll nicht einfach ein chinesisches Modell importiert, sondern ein Fahrzeug für europäische Straßen geschaffen werden.

Was die Fertigung betrifft, steht Xiaomi vor einer klassischen Abwägung: Lokale Produktion könnte Zölle senken, aber gleichzeitig höhere Lohnkosten und längere Aufbauzeiten bedeuten. Xu Fei erklärt, dass eine sofortige lokale Fertigung nicht Priorität hat; stattdessen wird zunächst auf bestehende Fertigungsstätten in Asien gesetzt, um den Markt schnell zu bedienen.

Der Plan, im Jahr 2027 mit dem Vertrieb zu beginnen, fällt in eine Zeit, in der etablierte Marken wie Tesla Marktanteile verlieren und BYD als chinesischer Riese weiter aufschließt. Xiaomi will mit seiner stark vernetzten Produktpalette, die Smartphones, Smart‑Home‑Geräte und jetzt Autos zusammenbringt, einen eigenen Mehrwert schaffen. Kunden könnten künftig ihr Smartphone als Schlüssel, Fahrtenbuch und Ladeverwaltung nutzen – ein integriertes Ökosystem, das im europäischen Wettbewerb bisher kaum vertreten ist.

Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut Xiaomi die erkannten Unterschiede zwischen chinesischen und europäischen Fahrern umsetzen kann. Wenn das Unternehmen es schafft, die technischen Standards, die Sicherheitsvorschriften und die Kundenansprüche in Einklang zu bringen, könnte der EV‑Markt in Europa bald um einen weiteren ambitionierten Mitbewerber erweitert werden.

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